Biographie
„Jessica Ulusoy-Horsley dirigiert souverän und dank ihrer lesbaren Schlagtechnik und ihrem natürlichen Sinn für die stilistische Reinheit vermittelt sie auch die kleinsten Nuancen der Musik mit Leichtigkeit“ (Jiří Nĕmeček). Ihr hoch gelobtes Basler Debüt als Dirigentin fand im März 2015 im Musiksaal des Stadt-Casinos statt. Das von ihr initiierte Basler Projekt, frauenkomponiert, hat inzwischen fünf erfolgreiche Saisons abgeschlossen (frauenkomponiert.ch). Highlights der vergangenen Saison schlossen eine live Radiosendung für BBC Radio 3 mit dem BBC Concert Orchestra und mehrere Konzerte/Livestreams und eine Radioaufnahme für SRF2 Kultur mit der Basel Sinfonietta ein. Als Dirigentin ist Jessica Spezialistin für Musik vom späten 19. bis zum 21. Jahrhundert.
Jessica studierte zunächst Orchesterleitung mit Schwerpunkt zeitgenössisches Repertoire bei Arturo Tamayo am Conservatorio della Svizzera Italiana in Lugano und dirigierte dort Werke wie Pierre Boulez’ Le Marteau sans maître (1957) und Dérive (1984), Arnold Schönbergs Erwartung (1909) und The Key to Songs (1985) von Morton Subotnick. Sie erweiterte dann ihr Repertoire auf die grossen Stücke des 19. Jahrhunderts, gecoacht von u.a. Kirk Trevor (CZ/US), Tomáš Netopil (CZ/D) und Sasha Mäkilä (FN). Sie hat mit Orchestern wie dem BBC Concert Orchestra, der Basel Sinfonietta, dem Kammerorchester Basel, Plovdiv State Opera (BG) und der Bohuslav Martinů Philharmonic (CZ) sowie mit Ensembles wie les trombones de bâle, Schrödingers Synopsis, St. Michel Strings (FI) und 900 (CH) gearbeitet, wie auch für die Radiosender Rete Due, SRF2 und der BBC.
Auch als Barytonistin/Gambistin blickt sie auf eine reiche Erfahrung mit zeitgenössischer Musik und Kompositionsaufträgen zurück. Sie ist mit Musikern wie Peter Rundel, Heinz Holliger, Rachid Safir, Kai Wessel, Olivier Maron und Walter Grimmer aufgetreten sowie den Ensembles Collegium Novum (Zürich), contrechamps Genéve und dem Ensemble Modern (Frankfurt am Main). Als Spezialistin auf dem seltenen Baryton, übernahm sie die Solo-Baryton Stimme bei Klaus Hubers „Die Seele muss vom Reittier steigen“ an verschiedenen Konzerten von Genf bis Holland. Zu aktuellen Aufträgen neuer Werke für Baryton gehören Stücke u.a. von Heidi Baader-Nobs, Thüring Bräm, Giorgio Colombo Taccani, Helena Winkelman und eine Neubearbeitung eines Werkes von Klaus Huber.
Als Gambistin musizierte sie mit verschiedenen Ensembles für Alte Musik wie Ferrara (Crawford Young), Gilles Binchois (Dominique Vellard), Capella Muriensis, Capriccio Barockorchester, La Chapelle Ancienne. Weiter war sie Gründungsmitglied des Gambenconsorts The Earle His Viols, das auf die chromatische und enharmonische Musik des frühen 17. Jahrhunderts spezialisiert ist. Die erste CD des Consorts, canzon del principe, mit Musik des Rossi-Manuskripts (c. 1600) erhielt gleich mehrere Auszeichnungen (Choc de la musique, 10 de Répertoire, eine Auszeichnung von Classica). Eine zweite Aufnahme mit Musik aus dem Kreis um Kardinal Barberini in Rom ca. 1635 wurde mit fünf „Diapason“ geehrt. Ihre Einspielung virtuoser Musik Gottfried Fingers für zwei Bassgamben, Furiosa, mit David Hatcher (GB) erschien 2011 und wurde mit grossem Beifall aufgenommen. Sie hat bei Konzerten, CD- und Rundfunkaufnahmen in Europa, den USA, Kanada, Südafrika, Namibia und Australien mitgewirkt und ist bei Festivals aufgetreten u.a. in Amsterdam, Berlin, Frankfurt, Magnano, Melbourne, Saarbrücken, Witten.
Schon in ihrer Kindheit trat Jessica Horsley als Solistin und Kammermusikerin auf. Sie beherrschte mehrere Instrumente gleichzeitig und wurde beispielsweise im Alter von zehn Jahren als „jüngste Organistin Grossbritanniens“ in einer Fernsehsendung geehrt, sie ist als Teenager als Solistin von Violinkonzerten aufgetreten und erwarb das Solisten-Diplom als Pianistin am London College of Music noch während der Schulzeit. Danach erwarb sie das Solistendiplom des Royal College of Music in London für Klavier und nahm im gleichen Jahr das Studium der Musikwissenschaft am Trinity College in Cambridge (GB) auf – wo sie die Welt der Alten Musik für sich entdeckte. Nach einem Master in Neuerer Geschichte mit Russisch an der University of London studierte sie Viola da Gamba zunächst bei Paolo Pandolfo an der Schola Cantorum Basiliensis (CH), danach (prix de perfectionnement) bei Ariane Maurette am Conservatoire Supérieur de Paris (F). Es folgten weiterer Unterricht bzw. Meisterkurse (Jaap ter Linden, Eunice Brandão, Marianne Mueller, Philippe Pierlot). Gleichzeitig promovierte sie in Tübingen im Dezember 2004 über den „Almanach des Blauen Reiters als Gesamtkunstwerk“ mit „magna cum laude“. Die Dissertation erschien im Jahre 2006 unter dem gleichen Titel bei Peter Lang (Frankfurt/M.). Weitere Publikationen betreffen Bilder als historische Quellen/Kulturgeschichte und den Modernismus. Jessica ist britisch-schweizerische Doppelbürgerin.
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